Chronologie des Langzeitprojekts (1985 – 2025)
DIE DRITTE WELT IM ZWEITEN WELTKRIEG
1985:
Bei Recherchen für das Buch „Hoch die internationale Solidarität – Die Dritte Welt-Bewegung in der Bundesrepublik“ fällt den Autoren des Rheinischen Journalistenbüros in Köln auf, dass die Solidarität von Menschen aus Ländern der Dritten Welt im Kampf gegen die faschistischen Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg in der hiesigen Geschichtsschreiben weitgehend ignoriert wird.
1990er-Jahre:
Die Mitarbeiter:innen des Rheinischen Journalistenbüros beschließen, bei Recherchereisen zu aktuellen politischen Themen in Ländern der Dritten Welt stets auch Informationen über deren Rolle im Zweiten Weltkrieg zu sammeln.
2000:
Nach Recherchen über zehn Jahre in 30 Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens liegen Hunderte Stunden Interviews mit Veteranen und Zeitzeug:innen vor sowie umfangreiche historische Länderstudien, Sachbücher, Romane, Archivmaterialien, Fotos und Filme. Um die gesammelten Materialien vervollständigen und auswerten zu können, wird der Verein recherche international e.V. gegründet und es beginnt die langwierige Suche nach Fördergeldern. Dafür wird ein umfangreicher Projektantrag in mehreren Sprachen erstellt.
2003:
Nachdem Dutzende Stiftungen im In- und Ausland im Laufe von mehr als zwei Jahren eine Förderung abgelehnt haben, bewilligt die neu gegründete Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen den Antrag. Er erlaubt weitere Recherchen in Lateinamerika und in Asien, insbesondere zur Rolle Chinas im Zweiten Weltkrieg, sowie die Auswertung und Zusammenfassung der Recherchen in einem Buch.
2005
Das Buch Unsere Opfer zählen nicht – Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg erscheint im Verlag Assoziation A (Hamburg / Berlin) mit 444 Seiten und 415 Fotos. Es wird von 25 Kritiker:innen aus Presse, Funk und Fernsehen zum „wichtigsten Sachbuch des Jahres“ gewählt. Nach vier Hardcover-Auflagen von Assoziation A publiziert die Bundeszentrale für politische Bildung ab 2015 mehrere ungekürzte Paperback-Ausgaben, die auch 2025 noch erhältlich ist. Das Buch ist der Katalog zur Ausstellung.
2008
Um außereuropäischen Perspektiven zu den Folgen des Zweiten Weltkriegs auch in Schulen und Universitäten die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen, erstellt recherche international in Kooperation mit Didaktiker:innen und Pädagog:innen die Unterrichtsmaterialien Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Eine zweite erweiterte Ausgabe – mit einer Weltkarte der Kolonien und Kolonialmächte sowie einer CD mit Originaltönen von 32 Zeitzeug:innen – wird 2012 herausgegeben (232 Seiten).
Um eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu interessieren, beginnen die Arbeiten an der Produktion einer (Wander-)Ausstellung zum Thema.
2009
In der Mai/Juni-Ausgabe der internationalistischen Zeitschrift iz3w erscheint ein Themenschwerpunkt über Nazi-Kollaborateure in der Dritten Welt und ihre deutschen Apologet:innen.
Am 1. September 2009, zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns in Europa, erlebt die Ausstellung Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg ihre Premiere in Berlin.
Neben einer großen Fassung der Ausstellung stellt recherche international zwei inhaltlich gleiche, kleinere Versionen in A1 und A2 für Schulen und Initiativen zur Verfügung, die nicht über ausreichend große Räume verfügen.
Obwohl die Inhalte der Ausstellung den Organisator:innen in Berlin über ein Jahr bekannt waren, erhalten die Kurator:innen von recherche international e.V. eine Woche vor der geplanten Ausstellungspremiere in der Werkstatt der Kulturen der Welt in Neukölln die Nachricht, dass deren Leiterin „per Hausrecht“ verhindern wolle, dass in „ihrem Haus“ Info-Tafeln über arabische Nazi-Kollaborateure ausgehängt werden. Um die Ausstellung unzensiert zeigen zu können, muss die Premiere kurzfristig in die Uferhallen im Wedding verlegt werden.
Der Zensurversuch erhält ein breites lokales, bundesweites und internationales Medienecho. Zur Vernissage kommen 400 Interessierte, danach mehrere Tausend. Die Reaktionen der Besucher:innen sind durchweg positiv, wie im Gästebuch aus Berlin nachzulesen ist.
Die drei deutschsprachigen Versionen der Ausstellung werden bis 2025 in mehr als 60 Locations hierzulande und in der Schweiz gezeigt.
2011
Als „Ergänzung“ zur Präsentation der Ausstellung in der VHS Essen erscheint eine 90-seitige Sonderausgabe der Fachzeitschrift Südostasien (3/2011) zur Geschichte und Vergangenheitsbewältigung in Südostasien
2012
Die mit sieben Monaten längste Ausstellungspräsentation findet im Historischen Museum in Frankfurt a. M. statt. Für anglophone Besucher:innen lässt das Museum die Ausstellungstafeln ins Englische übersetzen und bietet englischsprachige Broschüren zur Ausleihe an.
2016
Auszüge der englischsprachigen Ausstellungsfassung werden beim Cinekambiya International Film Festival (CIFF) in Gambia gezeigt – begleitet von einem von recherche international empfohlenen Filmprogramm.
2017
In Kooperation mit dem ANC-Veteranen Denis Goldberg erstellt recherche international eine komplette englische Ausstellungsfassung für Südafrika. Sie erlebt am 28. Februar 2017 im Castle of Good Hope in Kapstadt ihre Premiere. Weitere Ausstellungsstationen in Südafrika sind: der Freedom Park in Pretoria, das Holocaust & Genozide Centre in Johannesburg, das Steve Biko Centre in King Williams Town und die Desmond & Leah Tutu Legacy Foundation in Kapstadt. Ab 2025 soll sie als Dauerausstellung im Castle-Museum in Kapstadt präsentiert werden.
2020
Aufgrund der Tournee in Südafrika melden sich Interessent:innen an der Ausstellung aus Mosambik. Mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung produziert recherche international für Bildungseinrichtungen in Mosambik eine portugiesische Fassung der Ausstellung, wenn auch – wegen der Covid-Pandemie – nur als Booklet.
2025
Abschluss des Langzeitprojekts mit der Präsentation einer erweiterten deutschen Ausstellungsfassung im Kölner NS-Dokumentationszentrum (vom 8. März bis 1. Juni).
Folge- und Kooperationsveranstaltungen gibt es 2025 zudem in Freiburg, Hamm, Göttingen, Hamburg, Münster, Wuppertal und Darmstadt.
Zur Vernissage in Köln am 8. März werden Online-Versionen der Ausstellung in Deutsch, Englisch, Französisch und Portugiesisch freigeschaltet.
Nach der Finissage am 1. Juni wird Projektarchivs von recherche international e.V.an das Archiv für alternatives Schrifttum (afas) in Duisburg. übergeben.